Dissertation
Klimatechnologie in der modernen Architektur. Die Anfänge der kontrollierten Atmosphäre 1906–1945

Dissertation
Wulf Böer
Prof. Dr. Laurent Stalder
Seit 2014
 

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Das Forschungsprojekt untersucht die Entstehung architektonischer Raumkonzepte, welche mit Einführung der Klimaanlagentechnik in den Vereinigten Staaten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts etabliert wurden. Die künstlich geschaffene, kontrollierte Atmosphäre des Innenraums, so das zentrale Argument dieser Arbeit, hatte damals buchstäblich von Innen heraus zu einer Modernisierung der Architektur geführt. In zu dieser Zeit vorherrschenden Konzepten zu Effizienz, Gesundheit und Hygiene verankert, verwandelte die Klimaanlage die Luft innerhalb des Gebäudes in eine industriell herstellbare Ware. Das Haus wurde hierdurch als geschlossenes System gedacht, das einerseits von seinem geographischen Kontext losgelöst und andererseits in ein übergeordnetes Netzwerk an Maschinen eingebunden wurde. Letztlich versinnbildlicht die Klimaanlange somit ein durchweg modernes Anliegen innerhalb der Architektur: die absolute Kontrolle des Menschen über seine Umgebung, hervorgebracht durch die technische Expertise der Wissenschaftler. Die Arbeit verfolgt den Entwicklungsprozess von der ersten Fertigung technischer Apparaturen zur Klimakontrolle bis zu dem Zeitpunkt, ca. 40 Jahre später, an welchem sich die kontrollierte Atmosphäre zu einer standardisierten Gebäudetechnologie in Nordamerika etabliert hatte. Hierzu werden verschiedene Betrachtungsebenen und historische Narrative miteinander verflochten: Der Diskurs der Ingenieure und Wissenschaftler sowie deren Einfluss auf utopische Konzepte der sogenannten Avantgarden, die Rolle der Industrie bei der Transformation der Luft von der natürlichen Ressource zum messbaren Material, die Neukonzeption der Gebäudetechnik als luftkontrollierendes System, das Aufkommen neuer Konzepte und Nutzungsmöglichkeiten des Interieurs und die Integration der Bauten in Energiekreisläufe, wodurch sie Teil von grösseren Infrastrukturen werden.


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Wulf Böer