Dissertation
Städtisches Wasser und der Weg zur urbanen Modernität in Berlin 1873–1920
Dissertation
Laila Seewang
Prof. Dr. Laurent Stalder
Seit 2014
[pic-nolightbox-20171208-180854-z825.jpg]
Nachdem Berlin 1871 zur deutschen Hauptstadt erklärt worden war, hatte die Stadtverwaltung ein klares Ziel: die Transformation zur Weltstadt. Finanziert durch die Gelder der französischen Reparationszahlungen und getragen vom Anspruch, eine moderne deutsche Nation zu repräsentieren, wurde die Stadt durch eine Reihe urbaner Erschliessungsmassnahmen im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts radikal umstrukturiert. Im Mittelpunkt dieser Neuorganisation stand die städtische Infrastruktur, die die Technologie der zweiten industriellen Revolution in den Dienste eines neuverstandenen Gemeinwesens stellte. Während die Technologie der ersten industriellen Revolution die Städte typischerweise durch Fabriken und Eisenbahnen prägte, war es nun die Einführung der Strom-, Gas- und Wasserversorgung und eines öffentlichen Verkehrswesens, die den Alltag eines Grossteils der Stadtbevölkerung revolutionierte. Die Doktorarbeit thematisiert erstens die Frage, wie die Modernisierung der Hauptstadt von der Stadtverwaltung zwischen 1873 und 1896 durchgeführt wurde, und, zweitens, auf welche Art und in welchem Ausmass die städtischen Wasserinfrastrukturprojekte die Vorstellungen und Praxis urbaner Modernität beeinflussten. Die beiden Wasserwerke Tegel und Friedrichshagen sowie das Kanalisationssystem in Gestalt des von James Hobrecht projektierten Radialsystems dienen als Fallstudien, anhand derer die Infrastruktur zum Analysekriterium der Stadtentwicklung, ihrer politischen Beweggründe sowie ihrer gesellschaftlichen Folgen wird. Wie viele Projekte, die in der Phase der frühen öffentlichen technischen Infrastruktur in Angriff genommen wurden, hatten auch die Wasserprojekte erhebliche, über das Leitungs- und Kanalnetz hinausgehende Auswirkungen: von bedeutenden Umweltveränderungen am Stadtrand über die Errichtung neogotischer Pumpstationen innerhalb der Stadtgrenze bis zu den neuentstandenen Ritualen der modernen, privaten Hygiene.
Laila Seewang
Laila Seewang
Prof. Dr. Laurent Stalder
Seit 2014
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Nachdem Berlin 1871 zur deutschen Hauptstadt erklärt worden war, hatte die Stadtverwaltung ein klares Ziel: die Transformation zur Weltstadt. Finanziert durch die Gelder der französischen Reparationszahlungen und getragen vom Anspruch, eine moderne deutsche Nation zu repräsentieren, wurde die Stadt durch eine Reihe urbaner Erschliessungsmassnahmen im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts radikal umstrukturiert. Im Mittelpunkt dieser Neuorganisation stand die städtische Infrastruktur, die die Technologie der zweiten industriellen Revolution in den Dienste eines neuverstandenen Gemeinwesens stellte. Während die Technologie der ersten industriellen Revolution die Städte typischerweise durch Fabriken und Eisenbahnen prägte, war es nun die Einführung der Strom-, Gas- und Wasserversorgung und eines öffentlichen Verkehrswesens, die den Alltag eines Grossteils der Stadtbevölkerung revolutionierte. Die Doktorarbeit thematisiert erstens die Frage, wie die Modernisierung der Hauptstadt von der Stadtverwaltung zwischen 1873 und 1896 durchgeführt wurde, und, zweitens, auf welche Art und in welchem Ausmass die städtischen Wasserinfrastrukturprojekte die Vorstellungen und Praxis urbaner Modernität beeinflussten. Die beiden Wasserwerke Tegel und Friedrichshagen sowie das Kanalisationssystem in Gestalt des von James Hobrecht projektierten Radialsystems dienen als Fallstudien, anhand derer die Infrastruktur zum Analysekriterium der Stadtentwicklung, ihrer politischen Beweggründe sowie ihrer gesellschaftlichen Folgen wird. Wie viele Projekte, die in der Phase der frühen öffentlichen technischen Infrastruktur in Angriff genommen wurden, hatten auch die Wasserprojekte erhebliche, über das Leitungs- und Kanalnetz hinausgehende Auswirkungen: von bedeutenden Umweltveränderungen am Stadtrand über die Errichtung neogotischer Pumpstationen innerhalb der Stadtgrenze bis zu den neuentstandenen Ritualen der modernen, privaten Hygiene.
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Laila Seewang
