Maarten Delbeke

Ein Forschungsgebiet Maarten Delbekes widmet sich der Legitimation von Kunst und Architektur als kulturelle Praktiken in verschiedenen Textgattungen vom 16. bis ins 19. Jahrhundert. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei auf die Art des Zusammenspiels von Kunstliteratur, wie Traktaten und Biographien, mit anderen Textarten gerichtet, etwa Andachtstexten und Lyrik. Maarten Delbekes jüngste Aufsätze und Vorträge haben sich insbesondere damit auseinandergesetzt, wie Sprache Strukturen des gesellschaftlichen Umgangs und der Herrschaft wiederspiegelt und dabei Debatten über architektonische Ornamentik in Frankreich und Italien im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert beeinflusste. Dabei interessiert nicht zuletzt die Rolle und Bedeutung von Schönheit als theoretisches und kritisches Konstrukt im Architekturdiskurs. Dieses Interesse schlägt sich auch in Maarten Delbekes Engagement im PRIVACY Centre of Excellence an der Universität von Kopenhagen nieder. Ein besonderer Fokus von Unterricht und Forschung richtet sich auf das Gesims als scheinbar zweitklassiges, doch omnipräsentes Element der Architektur, das Fragen über ästhetische, stilistische, konstruktive, symbolische, stadträumliche und baurechtliche Aspekte der Architektur aufwirft. Diese Auseinandersetzung zielt bewusst darauf, Forschungen zur historischen Architekur zu zeitgenössischem Architekturgeschehen in Beziehung zu setzen – als kritische Auseinandersetzung mit dem jüngsten Interesse zeitgenössischer Architekten an einer langen Geschichte der Architektur.

Ein zweites, eng damit korrespondieres Interessensgebiet umfasst die Konstruktion und Vermittlung von Architektur in Büchern, Zeitschriften und ihren digitalen Entsprechungen. Die Rolle und Situation der Architektur in Druckwerken ist Gegenstand eines laufenden HERA-Forschungsprojekts, «Printing the Past», an dem Maarten Delbeke führend beteiligt ist. Ein aktuelles Pilotprojekt untersucht das Potential von Computerlesbarkeit für die Auswertung frühneuzeitlicher Architekturtraktate. Ein weiteres derzeit laufendes Projekt, «Xenotheka», entwickelt in enger Zusammenarbeit mit der Professur für Computer-Aided Architectural Design (Ludger Hovestadt), zielt darauf ab, ein Lehr- und Forschungsumfeld aufzubauen, in dem der Umgang mit Büchern als computerberechenbare Objekte die Erschliessung ganzer digitaler Bibliotheken auf einmal erlaubt. Diese Forschungsinteressen haben schliesslich auch zu Arbeiten über und mit Zeitschriften als Medien der Architektur geführt, in der Praxis (Engagement für die Zeitschrift «Architectural Histories») wie auch in der Forschung.